Orakelkeks

Die Herkunft der Glückskekse

 
 

Glückskeks

...von Mythos und Historie

Wer kennt sie nicht?

Die kleinen knackigen Kekse mit den weisen, witzigen oder belehrenden Sprüchen. Besonders im westlichen Kulturraum bekommt man sie häufig nach dem Essen in asiatischen Restaurants gereicht. Aber auch im Supermärkt unseres Vertrauens sind sie von zeit zu Zeit anzutreffen. Einmal geknackt offenbart sich der kleine Papierstreifen mit seinen Sinnsprüchen. Manchmal auch mit lustigen Kommentaren oder gar Weissagungen für die Zukunft. Allerdings ist die uns vertraute Form des Glückskekses in den meisten Asiatischen Gebieten nahezu unbekannt. Das liegt daran, dass dem Glückskeks zwar eine chinesische Tradition angedichtet wird, die heutige Form aber die Adaption der amerikanischen Gastronomie eines alten japanischen Rezeptes ist.

Chinesische Tradition?
chinesischer Mondkuchen (yuèbing, 月饼)

Aufgrund einer Legende, nach der in chinesischen Mondkuchen (yuèbing, 月饼) versteckte Nachrichten geschmuggelt wurden, wird die Herkunft der Glückskekse oft in China gesehen.

Der Mondkuchen wird traditionell zu vielen Anlässen, ob nun festlich, familiär oder beruflich, angeboten. Bis heute sind sie eine Spezialität des Landes. Die Mondkuchen können sowohl süß wie auch salzig gefüllt sein und werden häufig mit einer Paste, die Bestandteile der Lotuspflanze enthält, aromatisiert.

Zwischen dem 13. Und 14. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung war China durch die Mongolen besetzt. Der chinesische Wiederstand gegen die Mongolische Besatzung hatte aufgrund ständiger Kontrollen und der enormen Landesgröße starke Probleme, untereinander zu kommunizieren.

Um diese Rebellen rankt sich nun die Legende, man habe die Mondkuchen zum schmuggeln geheimer Nachrichten genutzt, um auf diese Weise den Wiederstandes zu koordinieren. Der patriotische Revolutionär Chu Yuan Chang soll sich dazu persönlich als Taoisten-Priester verkleidet haben und durch das Land gereist sein, um diese Mondkuchen in besetzten Städten zu verteilen.

Anderenorts lassen sich ähnliche Geschichten finden, über deren Wahrheitsgehalt allerdings ebenso wie bei der chinesischen Legende gezweifelt werden darf. So wurde angeblich auch im Türkischen Befreiungskrieg von 1919 bis 1923 kleine Nachrichten in Speisen versteckt. Während des zweiten Weltkrieges haben die französischen Widerstandskämpfer auf eine ähnliche Weise Botschaften an die Alliierten geschmuggelt. Die Österreicher haben ebenfalls Ende des zweiten Weltkrieges während den letzten Wochen der Besatzung Nachrichten in Speisen versteckt übermittelt.

Jenseits der Legenden - Die Wurzeln liegen in Japan
Tsujiura Senbei (1878) aus dem Buch Moshiogusa Kinsei Kidan (19th Jh.)

Der wahre Vorläufer des Glückskekses liegt in Japan, in den Omikuji und den Tsujiura Senbei. Omikuji sind kleine Horoskope, die man in Tempeln und Schreinen in ganz Japan erwerben kann. Tsujiura Senbei ist ein Cracker, der zwar aus anderen Zutaten besteht, aber Form und Zubereitung dem heutigen Glückskeks entspricht. In dem Buch „Moshiogusa Kinsei Kidan“ (Moshiogusa Strange Tales From Recent Times) aus dem 19. Jahrhundert findet sich eine Geschichte von Shinoda Senka, illustriert von Mosai Yoshitora, aus dem Jahr 1878. Darin wird anhand des Charakters Kinnosuke, der Gehilfe eines Sendai-Standes, beschrieben, wie die Tsujiura Senbei zubereitet und kleine zusammengerollte Omikuji dabei hineinsteckt werden.

Der erste Produzent von Glückskeksen in Amerika war der gebürtige Japaner Seiichi Kito, der 1903 nach Amerika einwanderte und einen auf japanische Süßspeisen spezialisierten Konditor als Familienbetrieb in Los Angeles eröffnete: Das Fugetsu-Do, das auch heute noch im Familienbetrieb der Nachfahren ist.

Bild von Makato Hagiwara mit Frau (1924)

In San Francisco betrieb zu dieser Zeit der gebürtige Japaner Makato Hagiwara den japanischen Tee-Garten im Golden Gate Park, wo er erstmals 1909 diese Glückskekse zum Tee dazu gereicht haben soll.

Populär wurden die Glückskekse allerdings erst durch den Geschäftsmann David Juan, einen Amerikaner chinesischer Abstammung, der mit dem Glückskeks 1918 in Massenproduktion ging und diesen im Vertrieb im Zusammenhang mit der chinesischen Legende erfolgreich vermarktet hat. 1964 wurden die Glückskekse in den USA dann maschinell gefertigt. Aber erst in den frühen Neunzigern wurden die Kekse erstmals nach China exportiert, wo sie in dieser Art bis dato vollkommen unbekannt waren und als zu amerikanisch verschmäht wurden.

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